In den ersten Jahren ihres Lebens bilden sich bei Kindern grundliegenden Mal- und Zeichenfähigkeiten aus. Dieser Zeitraum lässt sich in das Kleinkind-, Vorschul- und Grundschulalter unterteilen. Um den Lernprozess bei der Malentwicklung zu veranschaulichen, eignen sich zahlreiche Modelle, bei welchen insbesondere die Entwicklung der Kognition, Schreibmotorik, Persönlichkeit und der optischen Wahrnehmung betrachtet werden. Vor allem in der Psychologie und in der Pädagogik wird der Entwicklung der Malfähigkeit von Kindern viel Aufmerksamkeit geschenkt.
0 – 3 Jahre: Das Kleinkindalter
Ganz zu Beginn kommt es zu den ersten Gestaltungsversuchen, denn als kleines Baby versucht das Kind meist seine Umgebung durch das Ertasten von Gegenständen kennenzulernen und zu verstehen. Wenn das Baby nun ein Alter von circa acht Monaten erreicht hat, dann beginnt es damit, mehr oder weniger absichtlich, Schmier- und Schleifspuren auf dem Boden oder Möbeln zu hinterlassen. Dazu zählt auch bereits das herummatschen und verschmieren von Nahrungsmitteln. Dadurch lernt es, dass ein Zusammenhang zwischen seinem Verhalten, und somit der Bewegung seiner Hand, und den entstandenen Spuren und Mustern besteht. Nachdem sich dieses Bewusstsein beim Kind entwickelt hat und das Kind beginnt seine Greiffähigkeit zu entdecken, kommt es erstmals zum bildnerischen Gestalten, wobei die erste Phase meist als Kritzelphase bezeichnet wird. Dabei malt das Kind mit Wachsmal- oder Buntstiften auf Pappkarton oder Papier. Dabei entscheidet sich das Kind noch nicht bewusst für eine der verwendeten Farben, sondern ergreift ganz pragmatisch den Stift, der zu diesem Zeitpunkt unmittelbar in seiner Nähe liegt. Papierränder werden nicht als Grenze wahrgenommen, das Kind drückt meist sehr stark auf und nahezu der gesamte Körper des Kleinkinds ist beim Malprozess im Einsatz. Dadurch sind die entstandenen Bilder meist sehr expressiv, bunt und wild. In den nachfolgenden Monaten lernt das Kind immer mehr, dass die Bewegung des Arms beim Malen ausreicht, um einen Muster zu erzeugen. Außerdem wird die Stiftführung etwas routinierter und das Kind malt häufig Linien, Schlangen oder Zick-Zack-Muster und sogenannte Urknäule. Im Alter von circa 3 Jahren kann das Kleinkind dann meist bereits erste geometrische Formen malen.
4 – 6 Jahre: Das Vorschulalter
Im Alter von vier Jahren beginnt sich beim Kind die Auge-Hand-Koordination auszubilden. Dadurch ist die Grundlage für erste realistischere Abbildungen von Häusern, Autos oder Blumen geschaffen. Häufig entscheiden sich die Kinder jedoch zunächst dazu, lebendige Wesen zu malen. Beim Menschen beginnt das Kind dabei mit einem Kopf, aus welchem je zwei Arme und Beine herauswachsen. Somit wird das Ergebnis auch als Kopffüßler bezeichnet. Mehr Konzentration investiert das Kind für gewöhnlich in das Malen des Gesichtsausdrucks, welcher bereits erste Emotionen zeigen kann. Während der Mensch eigentlich immer zunächst von vorne gemalt wird, zeichnen Kinder Tiere zu Beginn nahezu immer von der Seite. Die Tierfiguren besten dabei hauptsächlich aus Kopf, Körper und Gliedmaßen. Da Kinder im Vorschulalter häufig Tiere aus dem Gedächtnis malen, stimmt die Anzahl der Gliedmaßen meist nicht. Zunächst ist die Farbauswahl sehr unrealistisch, wird aber dann von Jahr zu Jahr immer realitätsgetreuer. Im Alter von fünf bis sechs Jahren lernen Kinder schließlich die Maße des Blattes einzuschätzen und es können die ersten Situationen zu Papier gebracht werden. Größenverhältnisse von Familienmitgliedern oder Tieren entsprechen dabei meist deren Wichtigkeit für das Kind. Abgesehen davon werden die Zeichnungen jedoch zunehmend realistischer und auch die gemalten Menschen erhalten einen Rumpf und das Kind beginnt detailreicher zu malen.
7 – 10 Jahre: Das Grundschulalter
Zunehmend entsprechen die Farbauswahl, die Größenverhältnisse sowie die Detailausarbeitung der Realität. Das Kind beginnt in diesem Alter außerdem die Räumlichkeit zu verstehen und versucht diese Erkenntnis auf das eigene Bild zu übertragen. Dabei kombiniert es häufig Schrägbilder, mit schräg nach hinten führenden Linien, mit Luft- und Horizontalbildern. Ab dem Zeitpunkt der Einschulung kommt es beim Malprozess durch den Vergleich mit anderen Kindern sowie durch die Vergabe von Zensuren zudem zu einem gewisser Leistungsdruck. Somit malen Kinder in diesem Alter nicht mehr ausschließlich aus Freude sondern teilweise auch aufgrund von Aufgaben, sodass einige Kinder nun das Interesse an der Malaktivität verlieren. Dazu kann es auch schnell durch eine Vergabe schlechter Zensuren durch die Lehrer kommen. Dies ist wirklich sehr schade, da das Malen Kindern wie auch Erwachsenen sehr beim Ausdruck und bei der Verarbeitung der Gefühle helfen kann.
Malentwicklung fördern
Mit Malübungen und kleinen Mal-Wettbewerben können Kinder ihre künstlerischen Fähigkeiten ausbauen und erkunden. Mit Hilfe von Malvorlagen – und Bilder sowie das Malen-nach-Zahlen gewinnen Kinder frühzeitig Spaß an kreativen und entspannten Freizeitbeschäftigungen. Kunst wird von vielen Eltern gerne mit Unmut betrachtet. Einst niedliche Bilder, die an Küchenschränken und Wänden hingen müssen spätestens in der Schulzeit den Hauptfächern weichen. Dabei ist das Fördern von Kreativität ein wichtiger Indiz für Intelligenz und die Fähigkeit im späteren Beruf über Barrieren hinwegzudenken und mit frischen Ideen zu glänzen.