Jeder kennt das: Wenn man es sich zu lange im Schneidersitz bequem gemacht hat und die Beine irgendwann anfangen zu kribbeln, weil sie eingeschlafen sind. Bei manchen Menschen tritt das Kribbeln und Taubheitsgefühl in den Beinen jedoch ohne ersichtlichen Grund auf – manchmal sogar mitten in der Nacht. Den Arztbesuch sollten Betroffene nicht zu lange hinauszögern, schließlich könnte eine ernstzunehmende Erkrankung die Ursache für die Beschwerden sein.
Was kann Kribbeln in den Beinen auslösen?
Die Ursachen für das Kribbeln können vielfältig sein, denn in den Beinen befinden sich im Vergleich zu anderen Körperteilen viel mehr Muskeln, Gelenke, Blutgefäße und Nerven. Es gibt also etliche Strukturen, die „Schwachstellen“ aufweisen können oder dafür anfällig sind.
Ein Überblick:
• Bandscheibenvorfall: Verlagert sich im Bereich der Lendenwirbelsäule die Bandscheibe über den Wirbelkörper hinaus, kann das verschobene Gewebe die Wurzel des Ischiasnervs irritieren. Es entsteht eine sogenannte Ischialgie mit Schmerzen, die vom Gesäß über den hinteren Oberschenkel bis hin zur Ferse ziehen. Daneben beobachten Betroffene häufig Gefühlsstörungen, Ameisenlaufen und eben Kribbeln in den Beinen.
• Restless-legs-Syndrom (Syndrom der unruhigen Beine): Vor allem wenn der Körper zur Ruhe kommt, also abends und nachts, verspüren Betroffene den Drang, ihre Beine zu bewegen. Verstärkt wird das Gefühl durch ein tiefsitzendes Kribbeln und Zuckungen.
• Polyneuropathie (Erkrankung der peripheren Nerven): Als periphere Nerven werden auch die in den Beinen bezeichnet. Erkrankungen wie Diabetes oder Alkoholsucht können sie derart schädigen, dass es zu dauerhaften Schmerzen, Brennen, Kribbeln und Taubheitsgefühlen in den Beinen kommen kann.
• Magnesiummangel: Die meisten Menschen verbinden den Mangel mit Wadenkrämpfen. Ebenso ist aber auch Kribbeln ein typisches Zeichen.
• Multiple Sklerose (MS): Eine Vielzahl an Beschwerden können möglicherweise für MS sprechen. Möglich sind Sehstörungen, einseitige Gesichtslähmung und/oder Gesichtsschmerz, Schwindelanfälle, Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen sowie Unsicherheit beim Gehen. Daneben kommt es häufig auch zu Missempfindungen wie Taubheitsgefühl, Kribbeln und Lähmungserscheinungen.
Kribbeln in den Beinen: wann zum Arzt?
Wenn das Kribbeln in den Beinen anhält, häufig wiederkehrt oder sich verschlimmert, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Gleiches gilt im Falle von Begleiterscheinungen wie Taubheitsgefühlen oder Lähmungserscheinungen.
Um dem Arzt die Diagnose ein wenig zu erleichtern, können Sie einige Punkte notieren und in der Sprechstunde erläutern:
• wo genau es kribbelt
• wann Sie das Kribbeln bemerkt haben
• ob es Begleiterscheinungen gab und wenn ja, welche
• ob Vorerkrankungen wie Diabetes bestehen
In der Regel erfolgt darauf eine Reihe von Untersuchungsmaßnahmen, um die Ursache für das Kribbeln in den Beinen feststellen zu können. Üblich sind eine Tastuntersuchung, eine Untersuchung des Blutes sowie eine Sensibilitätsprüfung. Bei letzterem testet der Arzt zum Beispiel mit einem Wattebausch, wie der Betroffene Berührungen wahrnimmt.
Wie Kribbeln in den Beinen behandelt werden kann
Wie und ob überhaupt das Kribbeln in den Beinen austherapiert werden muss, ist abhängig von der Ursache. Liegt den Beschwerden „nur“ ein Magnesiummangel zugrunde, reicht es in der Regel aus, auf die eigene Ernährung zu achten und gegebenenfalls ergänzend Magnesiumpräparate einzunehmen.
Ein Bandscheibenvorfall hingegen kann mithilfe von Krankengymnastik, Akkupunktur oder Massagen behandelt werden. In sehr ausgeprägten Fällen ist eventuell ein operativer Eingriff nötig. Ein leichtes Restless-Legs-Syndrom kann sich eventuell schon durch Dehnübungen, Wechselduschen oder Massagen bessern. Bei stärkeren Beschwerden ist in der Regel eine Therapie mit Medikamenten angebracht.